Eignet sich Flooding als Trainingstechnik zur Verhaltensänderung bei Hunden? Und wann praktizieren Hundehalter Reizüberflutung ganz unbewusst und unreflektiert?
Das sogenannte Flooding ist praktisch das Gegenstück zur Desensibilisierung. Der angstauslösende Reiz wird bei der Desensibilisierung wiederholt in einer sehr niedrigen, nicht verhaltensauslösenden Intensität präsentiert – der Hund ist während des ganzen Trainings entspannt.
Beim Flooding wird der Reiz in voller Intensität und ohne Beachtung der Verhaltensreaktion präsentiert. Der Hund wird am Flüchten gehindert, mit dem Ziel der Erschöpfung der Stress-Reaktion und, dass er sich äußerlich irgendwann ruhig verhält.
Die Nebenwirkungen sind natürlich beträchtlich und der Erfolg dieser Methode nicht garantiert:
- maximales Ansteigen des Erregungslevels
- maximale Ausschüttung der Stresshormone
(welche sehr viel Zeit für den Abbau benötigen) - extremes Fluchtverhalten
- mögliches aggressives Verhalten
- starke negative Verknüpfung mit allen Begleitumständen
- starke Sensibilisierung (Verstärkung der Reaktion)
- gesundheitliche Schäden aufgrund des Dauerstress
Trotz des großen Leids, welches damit ausgelöst wird und der starken Nebenwirkungen, wird Flooding im Alltag unbewusst tatsächlich häufiger praktiziert, als man denken würde: in schlecht geführten Welpengruppen, bei organisierten Gruppenspaziergängen, bei einem Besuch am Weihnachtsmarkt inmitten von Menschenmassen, etc. Deshalb ist es besonders wichtig, die körpersprachlichen Stress-, Konflikt-, und Beschwichtigungssignale bei einem Hund zu erkennen und entsprechend frühzeitig zu reagieren.
In dem Moment, in dem ein Hund Angst empfindet, passiert ihm bereits was.
Alles Versuche, einem Hund mit Angstverhalten zeigen zu wollen,
dass ihm „nichts“ passiert, sind zum Scheitern verurteilt!