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Analyse aller Ablenkungen

Damit du mit deinem Hund erfolgreich an Ablenkungen trainieren kannst, lohnt sich eine genaue Analyse!

Erstelle eine Liste aller Ablenkungen im Leben deines Hundes. Durch die Fragen aus der vorangegangenen Belohnungsanalyse hast du bereits eine gute Vorstellung davon, was für deinen Hund wichtig ist:

  • Was macht dein Hund gerne und häufig?
  • Wovon musst du ihn häufig abrufen oder versuchst es zumindest?
  • Worauf richtet sich die Aufmerksamkeit deines Hundes und was zieht ihn in seinen Bann?
 
Schreibe alle Ablenkungsreize auf und ordne sie hierarchisch in 10 Ablenkungsstufen ein. Denke dabei nicht nur an die offensichtlichen Dinge, sondern vor allem auch an die kleinen Dinge: z.B. ein Bellen in weiter Entfernung, eine Schnüffelstelle an der Ecke, herumfliegende Blätter, ein Passant in der Ferne, etc. 
 
Bedenke, dass nicht nur der Ablenkungsreiz selbst eine Rolle spielt, sondern auch die Distanz zum Hund und die Dynamik. Ein fremder Hund in der Ferne, der ruhig neben seinem Halter liegt, wird die Aufmerksamkeit deines Hundes weniger erregen als ein rennender Hund in der Nähe.
 
Auf Stufe 0 schaut dich dein Hund an, ist sehr aufmerksam und nur an dir interessiert. Stufe 10 ist sehr anspruchsvoll (ein fremder Hund in der Nähe; ein Reh am Waldrand; ein fliegender Ball; usw.).
 
Damit du dir ein besseres Bild machen kannst:
  • Level 1-3 sind leichte Ablenkungen: Dein Hund sieht etwas, aber es interessiert ihn nicht weiter.
  • Level 4-7 sind mittlere Ablenkungen: Dein Hund schaut, würde gerne hinlaufen, ist aber noch ansprechbar.
  • Die Stufen 8-10 sind schwere Ablenkungen: Dein Hund nimmt dich kaum noch wahr, möglicherweise ist es gerade sehr schwierig, ihn zu kontrollieren.
 
Je mehr Reize du pro Stufe findest, desto besser wird dein Training! Führe diese Liste gerne über mehrere Tage, denn sicher fallen dir bei jedem Spaziergang neue Ablenkungen auf!
 
Tipp: Wenn dein Hund sich auf ein Rückrufsignal hin von einer Ablenkung abwendet, verstärke dieses Verhalten bereits im Ansatz mit dem Markersignal – das beschleunigt geradezu das Zurückkommen!

Lektion 1: Such-Spaß-Rückruf Subito

Beim Such-Spaß-Rückruf hat der Hund nicht das Gefühl, dass es sich um einen Rückruf handelt. Vielmehr kündigt das Signal eine attraktive Suchaufgabe an. Dein Hund darf nach dem Rückrufsignal direkt vor dir auf dem Boden nach den Top 3 Leckerchen suchen. Da die meisten Hunde sehr gerne mit der Nase arbeiten, erhöhst du so den Belohnungsfaktor. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Aufmerksamkeit des Hundes zunächst auf den Boden gerichtet ist. So kannst du ihn leicht von anderen Reizen umlenken.
 

Aufbau

Schritt 1

Dein Hund ist im Bleib-Signal oder wird je nach Ausbildungsstand von einer Hilfsperson festgehalten. Du streust Leckerchen sichtbar mittig vor dir auf den Boden. Gib das neue Signal Subito und dein Hund darf die Leckerchen direkt aufsammeln.
 

Schritt 2

Wenn dein Hund das Signal und den Ablauf verstanden hat, streust du die Leckerchen in einem unbeobachteten Moment aus. Das Signal ist nun die Einladung für deinen Hund, das Futter zu suchen.
  1. Leckerchen unbeobachtet ausstreuen
  2. Signal Subito geben
  3. Dein Hund darf das Futter eigenständig suchen – du bleibst so lange stehen! Ermutige deinen Hund, wirklich so lange zu suchen, bis er alle Leckerchen gefunden hat.
 
Variiere die Anzahl der zu suchenden Futterstücke, damit es für deinen Hund immer spannend bleibt und er lernt, sich so lange zu bemühen, bis er alles gefunden hat.

Wichtig:

  • Achte unbedingt darauf, dass du erst weiter gehst, wenn dein Hund alle Leckerchen gefunden hat!
  • Die Belohnung zum Abrufen liegt immer in deiner Nähe, maximal eine Armlänge von dir entfernt.

Lektion 2: Der einfache Rückruf „Schau mal her“

Einfaches Herankommen OHNE Vorsitzen
 

Ziel

Dein Hund verbindet das Rückrufsignal mit Freude und kommt auch bei Ablenkung auf direktem Weg zu dir. Nach Erhalt der Belohnung darf er in der Regel sofort wieder tun, was er möchte.
 

Aufbau

Achte bei dem Rückruf-Signal auf eine freundliche, bestimmte Stimme. Das Sichtzeichen ist die seitlich vom Körper gestellte Hand. Deine Körperhaltung ist gerade! Lobe deinen Hund verbal bereits im Ansatz, wenn er auf dich zuläuft und belohne ihn bei Ankunft mit einem TOP 3 Leckerchen seitlich in Schnauzenhöhe.
Verwende den Rückruf ab und zu auch als Ankündigung für eine zusätzliche tolle gemeinsame Aktivität.
 
Tipp: Du kannst das Signal auch mal geben, wenn dein Hund gerade freiwillig auf dich zuläuft. Jede erfolgreiche Wiederholung zählt!
 

Wichtig

  • Der Rückruf ist eine Ankündigung für Spaß und gute Laune.
  • Das Signal wird nie im Zusammenhang mit negativen Konsequenzen genutzt (wie z.B. ein Absuchen nach Zecken, etc.).
  • Benutze das Signal nur, wenn du dir sicher bist, dass dein Hund kommen wird.
  • Verwende das Rückruf-Signal bewusst, und überlege vorher, ob es jetzt Sinn macht!
  • Achte im Alltag darauf, dass der Spaß (z.B. das Hundespiel) nicht immer dann vorbei ist, wenn der Hund kommt, sondern schicke ihn häufiger wieder zum Spielen zurück.
  • Belohne immer hochwertig und großzügig und verzichte in diesem Kontext auf Streicheleinheiten am Kopf!
  • Variiere die Belohnungen regelmäßig
  • Bei einem angeleinten Hund muss die Leine bei Signalgabe immer locker sein.

Lektion 3: Rückrufspiel Rufen-und-Rennen

Mit Rückrufspielen kannst du auf lustige und einfache Weise viele erfolgreiche Rückrufe sammeln!

Lege 2-3 weniger attraktive Futterstücke laut zählend auf den Boden. Während dein Hund frisst, gehst du schnell einige Schritte (rückwärts) weg. Rufe deinen Hund zu dir, sobald er gefressen hat und renne weg. Belohne ihn mit einem TOP 3 Leckerchen und zähle weniger attraktive Futterstücke wieder laut auf den Boden. Wiederhole diesen Vorgang einige Male und höre immer dann auf, wenn es am schönsten ist! Dieses Spiel soll Spaß machen!

Mögliche Variationen: Nach dem Rückruf kannst du
  • um die Ecke rennen
  • in ein Versteck rennen und deinen Hund ganz kurz suchen lassen (wenn das deinem Hund Spaß macht – und ihn nicht verunsichert!)
  • erst stehen bleiben und zusammen rennen, wenn dein Hund angekommen ist

10 Sekunden Freude

Viele Hunde empfinden subjektiv eher unangenehme Konsequenzen wie Langeweile oder Frustration, wenn sie aus dem Freilauf zurückgerufen werden, weil damit eine schöne Aktion wie Rennen oder Spielen zumindest vorerst beendet ist. Um diese negative Assoziation aufzulösen, kannst du regelmäßig das Spiel 10 Sekunden Freude nach dem Abruf anhängen. Das bedeutet, dass du deinen Hund für weitere 10 Sekunden mit Futter, Zuwendung oder ein gemeinsames Rennspiel beglückst. Welche Interaktion du wählst, hängt von deinem Hund (siehe Belohnungsanalyse) und der Situation ab.

Hausaufgaben

Ablenkungsanalyse

Erstelle eine Liste aller Ablenkungen, wie in der Lektion beschrieben.
 

Orientierungstraining

Übe weiterhin mit deinem Hund, sich bei jedem Spaziergang freiwillig an dir zu orientieren. Lege den Schwerpunkt auf das Miteinander – interessiere dich für die Dinge deines Hundes und biete selbst interessante Dinge an!
 

Such-Spaß-Rückruf

Integriere “Subito” in deinen Alltag – aber nur so oft, wie es deinem Hund wirklich Spaß macht, maximal 1 x täglich.

Rückrufsignal: Schau mal her

Übe das neue Signal 15-20x täglich, hauptsächlich durch Rückrufspiele (Rufen und Rennen), 3x täglich durch die Konditionierungsübung (wenn dein Hund schon bei dir ist) und im Alltag OHNE Ablenkung. Gib das Rückrufsignal nur einmal ohne Wiederholung.
Trainiere insgesamt nur in kurzen Einheiten über den Tag verteilt. Höre auf, wenn es am schönsten ist!

Exkurs Stress

Dauerstress zeigt sich im Verhalten des Hundes und wird sehr oft falsch interpretiert. Wenn dein Hund den Rückruf eigentlich kann, aber immer erst beim dritten Versuch kommt und insgesamt einen unkonzentrierten Eindruck macht, kann Stress die Ursache sein.

Beobachte deinen Hund genau und sei aufmerksam, ob dir noch weitere Verhaltensweisen häufiger auffallen, wie: Kopflosigkeit und schlechte Körperwahrnehmung, Aggressivität und Impulsivität, erhöhtes Angstverhalten, häufiges Stehenbleiben, Hinsetzen, Hinlegen, hektische Bewegungen, Unruhe, übermäßiges Grasfressen, Lecken oder Beißen von Körperteilen oder Gegenständen, übermäßige Intimpflege, Besteigen von Gegenständen oder Lebewesen, Jagen, Graben, Spähen, übermäßiges Schnüffeln, Anspringen, Wälzen, Ziehen an der Leine, Allesfressen etc.

Nein, danke!

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