Ernährung beeinflusst das Verhalten! Besonders bei Verhaltensauffälligkeiten sollte das tägliche Futter einmal überprüft und angepasst werden. Die folgenden Empfehlungen beziehen sich auf erwachsene Hunde.
Es gibt zwei Stellschrauben bei der Fütterung, die optimiert werden können – eine hochwertige Fütterungsart vorausgesetzt. Dass minderwertiges Fertigfutter mit zahlreichen Füllstoffen und künstlichen Zugaben negative Folgen auf Körper und Geist hat, ist selbsterklärend und nicht anders als beim Menschen.
- Einmal möchte man den Serotoninwert erhöhen, der bei vielen Hunden, die schmerzempfindlich, stark reaktiv, emotional und aggressiv sind, sehr häufig zu niedrig ist.
- Zum anderen kann es sich sehr positiv auf das Wesen auswirken, wenn der Proteinanteil nicht zu hoch ist. Ein Proteinüberschuss ist leider heutzutage sehr häufig der Fall. Zuviel Protein kann zu hektischem, reaktivem und sogar aggressivem Verhalten beitragen.
Serotonin
Der Neurotransmitter Serotonin spielt eine wichtige Rolle bei der Verhaltensregulierung. Niedrige Serotoninwerte werden bei einer Reihe von problematischen Verhaltensweisen wie Angst, Zwangsverhalten und bestimmten Formen von aggressivem Verhalten durch Angst und Frustration gefunden. Um den Serotoninwert positiv zu beeinflussen benötigt man die Aminosäure Tryptophan. Tryptophan ist quasi der Baustoff für das Glückshormon Serotonin. Eiweißreiche Nahrung führt zu einem Absinken des Tryptophanspiegels.
In vielen Fällen kann über eine Erhöhung der Serotoninwerte eine Verhaltensverbesserung erzielt werden. Das kann durch entsprechende Medikamente, aber auch über die Fütterung erreicht werden.
Dazu muss das Futter erstens eine ausreichende Menge der Stoffe enthalten, die der Körper zur Herstellung von Serotonin braucht. Zweitens müssen diese Stoffe so angeboten werden, dass der Darm sie angemessen verarbeiten und resorbieren kann. Drittens muss der Transport durch die Blut-Hirnschranke sichergestellt sein.
Die folgende Fütterung wird empfohlen:
- Der Eiweißanteil der Tagesration wird reduziert, es muss aber ausreichend hochwertiges Eiweiß angeboten werden.
- Der Kohlenhydratanteil der Mahlzeit wird proportional erhöht.
- Auf Mais generell verzichten!
- Zusätzlich wird B6 verabreicht; 1 mg pro kg Körpergewicht täglich zufüttern.
- Um das Trypotophan zu beeinflussen, erfolgt die Fütterung der Kohlenhydratmahlzeit ungefähr zwei bis drei Stunden nach der Eiweißmahlzeit.
Um eine genaue Kontrolle bezüglich des Verhaltens und eventueller Änderungen zu haben, sollte Tagebuch geführt werden. Das Verhalten sollte sich innerhalb von etwa 10 Tagen positiv verändern: Lern- und Konzentrationsfähigkeit sollte zu-, die allgemeine Erregungslage und Reaktionsbereitschaft abnehmen.
Proteine
Der Proteingehalt sollte bei auffälligen Hunden nicht über 20 % liegen. Bei “normalen” Hunden im Erwachsenenalter sollte der Wert 24% nicht übersteigen.
Auch ein vegetarisches Frühstück kann bei vielen Hunden, die einfach ein bisschen überdreht sind, bereits Veränderungen im Verhalten bewirken: Haferporridge mit Kokosöl, Ei und Joghurt, hin und wieder mit Banane oder einem geriebenen Apfel bzw. Möhren.
Bei einem zu niedrigen Kohlenhydrat-Wert eignen sich folgende Kohlenhydrate: Naturreis, Reisflocken & Zellulose, Getreidesorten (auch als Flocken) wie Hafer und Gerste, Süßkartoffel, Kartoffel / Kartoffelflocken, Pseudogetreide wie Amaranth, Hirse, Karotten.
TIPP: Genrelle Futterumstellungen müssen kleinschrittig erfolgen. Täglich nur 10% der neuen Futtersorte integrieren.
Woher weiß ich, ob mein Fertigfutter zu wenig Kohlenhydrate oder zu viel Protein enthält?
Kohlenhydratanteil errechen:
Bei Nassfutter muss außerdem der Wert in der Trockensubstanz berechnet werden (Schritt 1-3).
Bei Trockenfutter liegen die Werte schon in der Trockensubstanz vor (Schritt 2).
Der NfE (Nitrogen-free-extract) dient als Orientierungswert für den Kohlenhydrat-Anteil im Futter.
Schritt 1
Trockensubstanz (TS) = (100 – Feuchtigkeit) / 100
Schritt 2
NfE = Kohlenhydratanteil in % = 100 – (Protein + Fettgehalt + Rohasche + Rohfaser + Feuchte)
Schritt 3
NfE in der Trockensubstanz = NfE / TS
Dieser Wert sollte nicht unter 40% betragen (40-45% ist optimal).
Proteinanteil errechnen:
100 x Bestandteil in % / Feststoffanteil (100 – Wassergehalt).
Beispiel Trockenfutter TRUE NATURE® Schweizer Poulet:
Kohlenhydrate:
100 – (Rohprotein: 24% + Rohfett: 9,6% + Rohfaser: 5,7% + Rohasche: 7,8% + Feuchtigkeit: 11%) = 41,9
Protein:
24%
Beispiel Nassfutter Just4Dogs:
Kohlenhydrate:
Schritt 1: (100 – 75) / 100 = 0,25
Schritt 2: 100 – (Protein 11.0 + Fettgehalt 6.5 + Rohasche 2.5 + Rohfaser 0.5 + Feuchte 75) = 4,5
Schritt 3: 4,5 / 0,25 = 18
Protein:
100 * 11 / (100-75) = 44