Zum Inhalt springen

Narkose beim Windhund

Was du bei einer Narkose bei deinem Windhund unbedingt wissen musst:

Es gibt immer wieder Fälle, in denen ein Windhund nach einer Narkose nicht mehr wach wurde. Andere bekamen danach schwere Störungen der Organe, wie Leber, Nieren oder Herz. Warum gibt es bei einer Narkose bei Windhunden viel mehr zu beachten, als bei anderen Rassen? Und warum solltest du dich nicht auf das Wissen deines Tierarztes verlassen?

Physische Besonderheiten

Enzymdefekte
Windhunde haben genetisch bedingte Enzymdefekte, die den Abbau von Medikamenten verzögern, und damit deren Wirkung verlängern. Die Enzyme der Cytochrom P450-Superfamilie spielen im Metabolismus (=Verstoffwechselung) von einer Vielzahl von Arzneistoffen eine zentrale Rolle. Bei Windhunden ist deren Konzentration deutlich niedriger. Fatale Folgen hat dies bei Narkosen. Daher sollte der Tierarzt nie rein über Injektionsnarkose arbeiten, sondern im Idealfall über die Methode der Inhalationsnarkose.
Auch TIVA, d.h. totale intravenöse Anästhesie im Dauertropf, ist denkbar, da sie genauso gut steuerbar ist und bei Bedarf sofort beendet werden kann.

Gewicht
Ein Windhund muss vorher unbedingt gewogen werden. Sein niedriges Gewicht wird im Verhältnis zur meist großen Körpergröße häufig unterschätzt. Außerdem besitzen Windhunde im Vergleich zu normalen Rassen sehr wenig Körperfett. Das Verhältnis von Fett zu Muskulatur ist zugunsten der Muskulatur deutlich verschoben.
Bei einer Injektionsnarkose, die nach dem Körpergewicht dosiert wird, werden viele Anästhetika aber im Fettgewebe gespeichert. Fehlt dieses Fettgewebe, kommt es zu einem viel höherem Blutspiegel mit fatalen Folgen. Um bei Windhunden die lebensbedrohliche Überdosierung im Blut zu vermeiden, muss die Dosis verringert und zusätzlich mit Inhalationsnarkose gearbeitet werden.

Unterhautfett
Windhunde haben ein verringertes Unterhautfett und kühlen deshalb wesentlich schneller aus. Deshalb muss der Tierarzt bei Windhunden besonders gut auf den Erhalt der Körpertemperatur während und nach der Narkose achten. Eine regelmäßige Körpertemperaturmessung und evtl. eine temperaturgeregelte Wärmematte im OP und in der Aufwachphase sind daher sehr wichtig.

Ablauf

Wenn du den Tierarzt deines Vertrauens gefunden hast, beachte noch folgende Punkte, um es deinem Windhund so angenehm wie möglich zu machen:

Vor der Narkose:

  • Generell muss dein Hund bei einer Narkose nüchtern sein, das heißt er sollte 12 Stunden zuvor die letzte Mahlzeit bekommen. Geplante Eingriffe, die eine Narkose erfordern, sollte man deshalb auf den Morgen legen, damit die Nahrungspause Mensch und Hund nicht so schwerfällt.
  • Bleibe bitte unbedingt bei deinem Hund, bis er schläft. Die Einschlafphase ist für viele Hunde sehr unangenehm – viele wehren sich bis zur letzten Minute dagegen. Mit deiner ruhigen Gegenwart kannst du deinem Hund helfen, die Situation besser zu verkraften. Achte auch darauf, dass die Umgebung ruhig und im Idealfall sogar etwas abgedunkelt ist. Lass dich vom Tierarzt niemals dafür ins Wartezimmer schicken, sondern bestehe auf einen ruhigen Raum.

Nach der Narkose:

  • Wenn es aus gesundheitlichen Gründen möglich ist, sei unbedingt auch in der Aufwachphase dabei. Gerade bei Kastrationen ist dies in der Regel problemlos möglich. Bei meinen Hündinnen war ich mit Decke, Wärmelampe (und einem Buch) in einem eigenen Behandlungsraum in der Tierklinik und konnte dort einige Stunden in Ruhe verbringen, bis wir gehen durften. Als meine Hündin gerade wach wurde, war sie voller Panik und Angst – bis sie in meine Augen blickte. Daraufhin war eine so große Erleichterung zu sehen und sie konnte sich sofort entspannen. Diesen Moment sollte kein Hund in einem Käfig ohne Bezugsperson verbringen, sofern es irgendwie möglich ist.
  • Achtung: Während der Aufwachphase ist der Hund extrem reizempfindlich und sollte wenn möglich noch nicht transportiert werden.
  • Außerdem musst du deinen Hund unbedingt gut warmhalten, da die Temperaturregulation noch nicht so gut funktioniert.
  • Deine Gegenwart ist für den Hund natürlich nur dann eine Hilfe, wenn du selbst ruhig, entspannt und stark bist. Wenn du sehr aufgeregt und voller Sorgen bist oder durchgängig weinen musst, ist es eventuell besser, wenn eine andere vertraute Person deinen Hund in der Einschlaf- und Aufwachphase unterstützt. Die Stimmungsübertragung könnte deinen Hund sonst sehr negativ beeinflussen.

Wieder zuhause:

  • Biete deinem Hund auch zuhause noch eine Wärmequelle an! Solange dein Hund nur liegen möchte, wird er in der Regel auch noch sehr kälteempfindlich sein.
  • In der Zeit nach der Narkose ist dein Hund außerdem sehr geräusch- und eventuell lichtempfindlich. Achte auch zuhause auf eine stressfreie, ruhige Umgebung ohne Lärm und Hektik. Jüngere Kinder können an diesem Tag zum Beispiel bei den Eltern oder Freunden untergebracht werden.
  • Bei älteren Hunden ist durch eine Narkose manchmal eine Wesensveränderung festzustellen.
  • Fressen sollte dein Hund erst wieder am nächsten Tag und auch hier in kleinen Portionen, da viele Hunde noch unter Übelkeit leiden und die erste Nahrung häufig direkt wieder erbrechen. Sollte dein Hund noch am selben Tag nach Futter betteln, gib ihm höchsten einen kleinen Esslöffel voll!

Bitte erkundige dich bei deinem Tierarzt genau, wie er vorgeht und welche Narkose angewandt wird. Lass dich ausgiebig beraten und bestehe auf die Punkte, die dir wichtig sind. Im Idealfall kümmert sich ein Anästhesist um die Narkose.

Schlagwörter:

Schreibe einen Kommentar