Interaktionen mit dem Hund – vieles passiert ganz unbewusst oder aus Unwissenheit. Es lohnt sich, einmal genauer hinzusehen und die eigenen Gewohnheiten zu überprüfen! Was vom Menschen besonders freundlich gemeint ist, wird so noch lange nicht vom Hund empfunden.
Zunächst muss zwischen Familie bzw. Bezugspersonen und Fremdpersonen unterschieden werden.
Wie solltest du dich einem fremden Hund gegenüber verhalten?
Ganz am Anfang solltest du einem fremden Hund erstmal Zeit geben, zu entscheiden, ob er ein Kennenlernen mit dir möchte, oder nicht. Einen unsicheren oder ängstlichen Hund ignorierst du zunächst völlig. Denn jede bewusste Annäherung setzt ihn unter Druck.
Nur wenn der Hund aktiv den Kontakt sucht oder dich neugierig kennenlernen möchte, kannst du ihm dezent den Handrücken entgegenhalten, um Schnüffeln zu ermöglichen. Ist der Hund weiterhin entspannt und freundlich, wird er Streicheleinheiten gerne annehmen. Dabei solltest du den Hund aber niemals von oben anfassen, sondern immer von unten oder seitlich streicheln. Oberer Kopfbereich, Nasenrücken und Pfoten sind tabu. Der Hund sollte immer die Möglichkeit haben, auszuweichen und Abstand zu nehmen. Und natürlich sollte der Halter mit der Kontaktaufnahme einverstanden sein!
Handelt es sich um einen stürmischen, überschwänglichen Hund, achte darauf, dass du ein Hochspringen nicht mit Aufmerksamkeit belohnst und ihn erst streichelst, wenn alle vier Pfoten am Boden sind. Der Halter wird es dir danken!
Interaktionen mit dem eigenen Hund:
- spielerisches Ärgern ist für Hunde ein größerer Stressor, als wir meinen. Es ist ein unnötiger Störfaktor im freundlichen Miteinander. Meist handelt es sich um ein respektloses Verhalten gegenüber dem Tier und schwächt tatsächlich die Position des Halters.
- streicheln ist von Hunden in bestimmten Situationen nur begrenzt gewollt, und wird häufig eher geduldet. Als Belohnung für Kommandos ist diese Zuwendung in der Regel völlig ungeeignet. Nähe und Berührung wird dann schnell als bedrohlich, unangenehm und grenzüberschreitend empfunden. Was KEIN einziger Hund schätzt, sind Streicheleinheiten am Kopf, während er gerade ein Leckerli kaut.
- kuscheln ist den Privat-Situationen vorbehalten, ähnlich wie bei uns Menschen 😉 Innerhalb von Training und Erziehung hat diese Interaktion nichts verloren.
- küssen und umarmen wird niemals vom Hund gewünscht – es wird in der Regel als Aufdrängen empfunden.
- Berührungen nach einer Leistung werden 99,9% der Hunde als unangenehm empfinden. Im privaten Bereich sollte auch das “Wie” überprüft werden. Klopfen und tätscheln schätzen tatsächlich die wenigsten Hunde.
- anleinen ist für viele Hunde äußerst unangenehm, weshalb dies in meiner Hundeschule auch als eigenes Signal sorgsam aufgebaut wird. Das unangekündigte, schnelle Greifen von oben ins Halsband oder Geschirr wird häufig als bedrohlich empfunden. Jegliches frontale über-den-Hund-beugen verschlimmert die Situation. Bei ungünstigen Halsband- oder Geschirr-Varianten geschieht sehr viel Manipulation, bis der Karabiner endlich eingehakt ist.
- Bekleidung und Accessoires sollten auch einmal überprüft werden. Im Bei-Fuß hat der Hund womöglich den Mantel oder Schal im Gesicht oder die Leine wird ungünstig um den Körper getragen und der Karabiner trifft den Hund bei jeder Annäherung.
- Manipulationen sind ohne Ankündigung generell sehr unangenehm und lösen häufig Meideverhalten aus. Weder am Halsband, noch am Geschirr darf ein Hund beliebig umhergezogen werden. Und das Hochheben von kleinen Hunden oder Welpen sollte immer positiv angekündigt werden und respektvoll erfolgen!
Besonders Kinder müssen liebevoll angeleitet werden und den richtigen Umgang mit dem Hund lernen!
Denk immer daran:
Und wer denkt, “bei meinem Hund ist das aber ganz anders”, ist gerne dazu eingeladen, die entsprechenden Situationen einmal zu filmen und in Slow-Motion zu überprüfen!
In diesem Kontext lohnt es sich auch, sich intensiv mit den Beschwichtigungssignalen (Calming Signals) der Hunde auseinanderzusetzen!
Vertraut werden mit Untersuchungen, Berührungen und Manipulationen von außen
Intensives Kontrollieren einzelner Körperstellen sowie jegliche Arten von Berührungen und Manipulationen sollten fairerweise mit dem Hund geübt und positiv verknüpft werden. Gründliche Untersuchungen, wie im Krankheitsfall oder zur Fellpflege, unterscheiden sich maßgeblich von normalen Berührungen innerhalb der Familie. Training erspart dem Hund unnötigen Stress und jeder Tierarzt freut sich über einen entspannten und kooperativen Hund.